Keine Posaunen vor Jericho – Archäologie und Bibel

Das Buch der Bücher, wie es so schön heißt, in seinen Anfängen vermutlich auf ca. 700 v.Chr. zu datieren, ist vielfach von Sprache zu Sprache, immer mit den aktuell verständlichen Sprachbezügen für die Vermittlung der Inhalte übersetzt worden. Ein beharren auf das Wort, als Wort Gottes, unumstößlich, unveränderlich, ist also höchst fragwürdig, da es sich beim Wortverständnis immer um Auslegungen handelt.

Es ist lang her, dass ich dieses Buch gelesen habe, dennoch ist es mir lebendig in Erinnerung geblieben.
Kaum ein Landstrich ist von Archäologen so gründlich umgegraben worden, wie der Nahe Osten.
Dabei zeigte sich, dass so manche Geschichte in der Bibel nicht den auffindbaren Fakten entspricht.
Die Autoren Israel Finkelstein und Neil A. Silberman zeichnen ein historisches, nachweisbares Geschichtsbild der Region Naher Osten und wie sich das Buch der Bücher aus alten mündlich weitergegebenen Überlieferungen entwickelt hat.

Ich fand es erhellend, da nicht nur psychologische Erkenntnisse über Wahrnehmung und Erinnerung, sondern auch die Archäologen den Glauben an das Wort, im Sinne eines Beharrens auf den wörtliche zu glaubenden Inhalt der Bibel, ad absurdum führen.

Moderne archäologische Befunde machen z.B. bei der von einer theologischen Universität ausgegrabenen großen Stadt der Bronzezeit nördlich vom Toten Meer, die für Sodom gehalten wird, eine Luftexplosion eines Meteoriten wahrscheinlich. Dass derartiges damals für eine Strafe Gottes, eine Himmelsbotschaft, gehalten wurde, ist nachvollziehbar, aber eben nur aus den Verständnismöglichkeiten der Zeit sinnvoll.

Auch Adam hatte eine Mutter

Zweifeln, in Frage stellen, selbst nachforschen oder zumindest vielfältiges Betrachten von Informationen scheint mir heutzutage immer wichtiger.
Früher gab es nur wenige Informationsquellen und meist war der Radius der eigenen Welterfahrung begrenzt.
Heute werden wir mit Informationen eher zugemüllt, so dass die Gefahr, in der eigenen Glaubensblase gefangen zu bleiben, groß ist. Wissenschaftliches Vorgehen, um verlässlichen Boden unter die Füße zu bekommen, bedeutet Hypothesen aufstellen, Prüfen und, was sich für tragfähig erweist, beibehalten, bis zum Nachweis einer Ausnahme, die dann neue Klärungen erfordert.

Auch dieses Buch habe ich vor langer Zeit gelesen; dennoch blieb der Titel in Erinnerung – was nicht unbedingt oft passiert.
Paul Hengge (1930-2015) beschäftigt sich hier mit einer alten Überlieferung in den Büchern des Propheten Moses und stellt im übertragenen Sinne die Frage nach Henne oder Ei – was war zuerst – jedenfalls war immer zuvor schon etwas da, aus dem sich das Folgende entwickelt hat.
Adam (hebräisch für „Mensch“) gilt als biblischer Stammvater von Adam und Eva, dem ersten Menschenpaar. Wenn Adam aber Mensch bedeutet, wird die Geschichte von den Stammeltern aller Menschen obskur – lässt sich maximal sinnbildlich, aber nicht wörtlich nehmen. Archäologische Befunde haben zudem ja mittlerweile recht schlüssig nachweisen können, dass es vielerlei Entwicklungen von Menschen(arten) gab, die zum Teil zeitgleich auf der Erde lebten; sich sogar gepaart haben, so dass man deren Erbgut heute noch in den aktuell lebenden nachweisen kann.

Aberglauben, Unwissen, Machtgier im Mittelalter

Frank Schätzing lässt den Roman in seiner Heimatstadt Köln spielen, allerdings im Jahr 1260.
Jacop der Fuchs, ein liebenswerter Dieb und Herumtreiber, wird unfreiwillig Zeuge eines Mordes. Jeder, dem Jacop diese Geschichte erzählt, ist kurze Zeit später tot. Kann er den Täter entlarven, bevor auch er zu seinem Opfer wird …
Unter diesem Füllstoff versteckt, setzt sich der Roman kritisch mit Machtpolitik, Kirche und insbesondere mit den Gedanken des französischen Philosophen Petrus Abaelardus (1079-1142) auseinander, einem Vorläufer der Aufklärung (die um das Jahr 1700 begann).

Der Historien-Krimi ist leichte Kost, die hintergründig eingestreuten Gedanken finde ich jedoch überlegenswert.

Blackout

Allenthalben wird in den Nachrichten des Jahres 2022 und 2023 vom Blackout – einem Stromausfall in Deutschland – phantasiert, gewarnt und dementiert, da bei der Infrastruktur des Stromnetzes gar nicht möglich.

Marc Elsberg beschreibt auf 800 Seiten in einem als Thriller aufgemachten Roman über einen von Hackern ausgelösten Stromausfall, einen Blackout, in ganz Europa.
Wie verhalten sich da die Menschen – anfangs und wenn längere Zeit nichts mehr geht, keine Heizung, keine Melkanlagen, keine Tankstelle usw. und wie ist es, wenn der Strom längere Zeit weg bleibt?
Auch hier wird die gängige Fassadentheorie, der Mensch sei schlecht – wie vom englischen Philosophen Thomas Hobbes oder dem Italiener Niccolò Machiavelli behauptet, bedient. Angeblich gelten bald die Gesetze des Wilden Westens, jeder ist sich der Nächste, nachdem zu Beginn Hilfsbereitschaft vorherrschte. Die Praxis z.B. aktuell in der Ukraine jedoch zeigt, dass das Chaos ausbleibt und die Menschen sich auch langfristig gegenseitig unterstützen.
Dennoch fand ich das Buch spannend, die realen Probleme, an die man so gar nicht denkt, erhellend und das aufgezeigte Weltbild erschreckend.
Zudem zeigt das Buch auf, dass, je weiter die Digitalisierung voranschreitet, die Systeme und die Gesellschaft um so anfälliger für gezielte Störungen werden. Das ist heute schon Fakt und kostet die Volkswirtschaft jährlich Unsummen.

Der englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph Thomas Hobbes (1588 – 1679) würde sich freuen, sein negatives Menschenbild reproduziert zu sehen, Er schrieb sein Hauptwerk >Leviathan< vor dem Hintergrund dem Englischen Bürgerkrieges (1642–1649) und phantasierte sich einen Naturzustand der Menschen, in dem jeder über jeden herfallen würde (“homo homini lupus = der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“), wenn ihm das dünne Laken der Zivilisation = des funktionierenden Staates entzogen würde.
Der Historiker Rutger Bregmann konnte das glaubwürdig widerlegen.

Was, wenn wir einfach die Welt retten?

Link zum Buch

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte zu Schätzing´s bestürzendem Bericht über Eindrücke zu Folgen der Klimakrise den Artikel “Schreibhausgase

Frank Schätzing unbedingt lesenswert – es pressiert alltäglich! …
und es geht uns alle an. Der Klimawandel bedroht unsere Lebensgrundlagen: Hitze, Feuer, Stürme, Dürre, Überschwemmungen, Anstieg des Meeresspiegels, Menschen auf der Flucht …
Bedenkt man, dass nur ein Viertel der Erde bewohnbar ist, wird klar, wie eng es für die aktuell 8 Milliarden Menschen auf der Welt wird, wenn die Ressourcen knapper werden. So wird der Klimawandel mit seinen Folgen das beherrschende Thema des 21. Jahrhunderts werden.

Schätzing referiert Fakten, Zahlen und stelle seine persönlichen Recherchen vor, zeigt Möglichkeiten auf, die jetzt – oder eigentlich gestern schon hätten passieren müssen. Jeder Einzelne muss sich bewusster werden, was er tut und welche Folgen das für den Rest seines Lebens und das Leben kommender Generationen bedeuten wird.

als Hörbuch und weitere Bücher vom Autor

Auch bei Radioeins ist beachtenswertes zum Buch zu lesen.

Keltenkind

Titelfoto Teil 4
Steinring
Autor Steffen Ziegler

Keltenkind ist ein Liebesgeschichte zwischen einen Germanenjungen und einer Römerin. Der Fund des Pferdekopfes in Waldgirmes hat Steffen Ziegler vom Radio Siegen dazu inspiriert Keltenkind zu schreiben. Das Buch ist aber nicht nur eine einfache Erzählung, sondern es wird von einem römischen Geschichtsschreiber des 1. Jahrhundert n. Chr. erzählt und enthält somit zwischendurch immer wieder den damals angesagten Sechsfußreim. Auch die Ortschaften und Flüsse (Dünsberg, Lahn und Ortschaften in nähere Umgebung) werden in den damaligen Namen genannt. Selbstverständlich gibt es in Band 1 auch eine Karte mit aktuellen Namen falls man nicht erkennt, um welchen Ort es sich handelt. Insgesamt geht die ganze Geschichte über 4 Bücher. In dem Hörbuch, welches ebenso aufwendig produziert wurde, hat jede Figur seine eigene Stimme.

Mein Fazit: Wer geschichtliches und Liebesgeschichten mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Es wird allerdings nichts verschönt. Verwundert hat mich, dass Frauen mit den Büchern mehr Probleme hatten, als Männer. Normal lese ich persönlich nur Thriller, Psychothriller und Hardcoregeschichten, wurde aber von der ersten Seite an voll in den Bann der Geschichte gezogen. Ich gebe den Büchern volle 5 Sterne und kann es nur wärmstens empfehlen. Eventuell kommt der Autor im Frühjahr 2021 zur einer Lesung nach Krumbach ins Kirchlein.

Belana & Degenar – Szenenbild aus Keltenkind IV

Weitere Informationen zu dem Buch findet ihr auf Keltenkind.de

Fotos: Steffen Ziegler
Text: Christoph Haus,